Die besten Tipps um leckere und gesunde Wildkräuter in deinen Speiseplan einzubauen
„Ist da Hecke drin?“ Meine Söhne waren eine Zeitlang sehr vorsichtig, wenn ich nach einem Waldspaziergang gekocht habe ;). Sie konnten sicher sein, dass ich wieder irgendein Grünzeug mitgebracht und verarbeitet hatte und das finden Heranwachsende ja oft nicht so cool.
Auch bei anderen Spaziergängern ernte ich schon manchmal komische Blicke, wenn ich ein wenig abseits der Spazierwege an Blättern knabbere oder mit Handschuhen Brennesseln ernte. In Folie verpackte Paprika ist für uns halt normaler als frisch gepflücktes „Unkraut“.
Wieso macht man das eigentlich? Sind Wildkräuter-Sammler nur ein paar naturverbundene Ökos, Mittelalter-Köche oder Survival-Fans? Oder hast du vielleicht auch etwas davon, dich mal ranzutrauen an das wilde Grün?* Ich schreib dir mal meine ganz persönlichen Gründe auf, die mich immer wieder in den Wald locken und gebe dir anschließend ein paar Tipps und Info, wie du dich auch dann an die ersten Wildkräuter trauen kannst, wenn du noch keine Erfahrung damit hast.
Die Vorteile von Wildkräutern:
1.Wildlkräuter sind Nährstoff-Booster
Folsäure, sekundäre Pflanzenstoffe, Vitamin C undundund….Ich habe mir anlässlich meines Radiointerviews mal wieder einige Wildkräuter auch nährstoffmäßig unter die Lupe genommen. Es fasziniert mich immer wieder, nachzulesen, welche Vitamin-Booster da in unseren Wiesen und Wäldern wachsen. Was unter anderem an Gesundem in Giersch, Bärlauch und Brennesseln enthalten ist und bei welchen Kräutern du vorsichtig sein solltest, kannst du in der Kurzform hier hören:
Wildkräuter sind „Supermarkt-unabhängig“
Besonders im Winter ist im Supermarkt das Gemüse gefühlt ja eher teuer. Wer nicht grade einen Garten hat, ist es gewohnt, für Lebensmittel Geld auszugeben. Kräuter gibt es meistens in Bündeln, die für eine Mahlzeit zu viel ist. Und wir müssen irgendwann zu Ladenöffnungszeiten planen, was wir einkaufen wollen. Also eine ganz andere „Beschaffungs-Kultur“ als bei Wildkräutern. Die gibt´s gratis und du kannst genau die Menge mitnehmen, die du brauchst.
Wildkräuter bringen neue Geschmackserlebnisse
Natürlich mögen wir erstmal das, was wir kennen. Aber immer nur derselbe Salat mit derselben Soße? Mit Wildkräutern kannst du viele Speisen ganz einfach aufpeppen: Giersch zum Feldsalat, ein Bärlauchpesto zu den Nudeln, Kräuterbutter mit Knoblauchrauke statt fertig aus dem Supermarkt…es macht einfach mehr Spaß, die Geschmacksnerven ein bißchen zu kitzeln. Und wenn deine Familie erstmal Bedenken hat (das hatten meine Söhnen ja auch, siehe oben ;)), kannst du sie erstmal mit bekannten Speisen mischen oder als Extra-Schüsselchen auf den Tisch stellen.
Wildkräuter helfen dir, raus in die Natur zu gehen und die Jahreszeiten kennenzulernen
Seit ich Kräuter sammele, raffe ich mich viel leichter auf, mal eben eine halbe Stunde rauszugehen. Und auch wenn es dir sowieso leicht fällt, weil du vielleicht einen Hund hast oder regelmäßig mit deinen Kindern in den Wald gehst, ist es eine schöne Abwechslung und eine regelrechte Achtsamkeitsübung. Wo wächst denn überhaupt das Kraut, das ich suche? Welche Vegetationszonen es auf meinem kurzen täglichen Standard-Spaziergang gibt, wäre mir sonst nicht bewusst geworden.
Besonders die letzten beiden Punkte tun einfach nur gut und ich freue mich immer wieder, wenn „Essen“ so viel mehr zur Lebensfreude beiträgt als einfach nur dafür zu sorgen, dass ich satt werde.
Hier findest du ein leckeres Rezept für Bärlauch-Nudeln (klick zum Download)
Wildkräuter kennenlernen – die Bedenken:
In meiner Facebookgruppe endlich entspannt essen habe ich nachgefragt, wer Wildkräuter verwendet. Und es stellte sich heraus, dass viele unsicher waren, wie Bärlauch, Giersch und Sauerampfer aussehen und sich deshalb nicht trauen, sie einfach mal zu probieren. Hier sind die wichtigsten Bedenken – und wie du dich doch Schritt für Schritt an Wildkräuter rauntrauen kannst:
du findest es komisch, Unkraut zu essen
Ja, das ging mir auch so, als ich den ersten Salat mit essbaren Blüten vor mir hatte. Gänseblümchen essen? Ääähhh, jaaaa (in Gedanken: „Ey, ich bin doch kein Karnickel“ Pausepausepause….“wieso eigentlich nicht? Feldsalat oder Petersilie ess ich ja auch, das ist ja eigentlich nichts anderes“)….und als ich mich dann getraut habe, war es erstaunlich lecker.
2. du (er)kennst die Kräuter nicht und du weißt nicht, wo du sie findest
Ganz ehrlich: dass du gar keine Kräuter kennst, glaub ich nicht. Brennessel kennt jeder, der nicht grade in Downtown New York großgeworden ist. Und wenn du im Netz unterwegs bist, bist du garantiert schonmal auf ein Rezept mit Bärlauch oder Giersch gestoßen. Oder dir ist beim Waldspaziergang mal aufgefallen, dass es hier ganz schön nach Knobi stinkt, obwohl keine Küche in der Nähe ist.
Such dir mal ein Kraut aus, von dem du gelesen hast und schnapp dir ein Buch oder frag die Suchmaschine. Allein wenn du den Suchbegriff „Wildkräuter bestimmen“ eingibst, bekommst du mehrere Seiten mit verschieden guten Bildern und Standortbeschreibungen. Du kannst dir überlegen, ob du erstmal ein Kraut aussuchst, das du schon kennst und gezielt schaust, wo es wächst. Oder du bringst vom Spaziergang ein Kraut mit und schaust dann nach
3. du hast Angst, sie mit etwas Giftigem oder Ungenießbarem zu verwechseln
Ja, es gibt immer wieder Berichte von Menschen, die statt Bärlauch Maiglöckchenblätter gegessen haben. Und auch vor dem gefleckten Schierling wird immer wieder gewarnt. Wenn du unsicher bist, lass die Pflanze stehen, bestimme sie mit Hilfe eines Buches oder gönn dir eine Wildkräuter-Führung. Unter https://wildpflanzenliebe.wordpress.com/plz/ findest du möglicherweise eine Kräuterfee in deiner Nähe. Ich habe z.B. schon einmal eine Führung bei Birgit Brinkmann (kann-man-essen.de) gemacht und hatte Riesenspaß. Oft sind Menschen, die sich für Kräuter interessieren, auch sehr spannende und inspirierende Persönlichkeiten!
3. du hast Sorge vor Fuchsbandwurm und Hundepipi
Ich habe mal dazu recherchiert und halte die Gefahr für sehr gering. Die absolute Anzahl dergemeldeten Erkrankungen liegen im mittleren zweistelligen Bereich jährlichund betreffen hauptsächlich Hundehalter, Landwirte und Jäger. Wenn du darauf achtest, nicht direkt an Hundespazierwegen, in der Nähe von stark befahrenen Straßen oder auf Industriebrachen zu sammeln und die Kräuter gründlich wäschst, bist du zumindest statistisch auf der sicheren Seite. (Wobei es klar sein muss, dass ein „Restrisiko“ besteht.)
4. du weißt nicht, wie du sie verarbeiten sollst
Auch hier helfen das Internet, gefühlte 1500 Kochbücher oder ein Klönschnack unter Freunden. Das einfachste Grundprinzip: tausch ein bekanntes Kraut oder Blattgemüse gegen ein Wildkraut aus: Brennessel-Quiche oder Bärlauchnudeln statt Spinat, Giersch-Butter statt Petersilie. So lassen sich viele Rezepte mit anderen Gemüsesorten ganz einfach abwandeln.
Wenn du noch Lust auf ein schönes Wildkräuter-Gericht zu Ostern hast, trag dich gern hier ein und ich schicke dir das Rezept für Bärlauch-Nudeln mit Linsengemüse.
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Wieso schreibe ich eigentlich so ausführlich über Wildkräuter, wo mein Schwerpunkt doch bei Abnehmen, gesundem Essen und dem Essverhalten liegen? Ganz einfach: sie sind für mich ein schönes Beispiel, wie viel Schönes und Leckeres daraus entsteht, wenn ich mein Essen selber gestalte. Mit dem, was ich selber sammeln kann, Standardrezepte abwandeln, meinen Geschmack herausfinden, mit meiner Familie diskutieren;)….ist für mich die schönste Form von Gesundem Essen und „mir etwas Gutes tun“.
Toller Artikel über Wildkräuter. Ich sammel selbst auch und kenne das, dass man etwas komisch angeschaut wird. Ich sammel Kräuter sowohl für mich als auch für meine Haustiere. Für die sind Giersch, Bärlauch und co. nämlich auch ziemlich schmackhaft, siehe https://meerschwein-sein.de/futter/baerlauch/
Zudem spart es Geld wenn man Kräuter als Futter sammelt.
Viele Grüße
Elisa
Ja stimmt, dass Kräuter für Tiere gut sind, ist bei vielen Leuten genau so in Vergessenheit geraten wie das Menschen-Kräuterwissen 😀.