So funktioniert der Kostaufbau nach der Adipositas-OP

Du hast schon Großes geleistet, wenn du es bis zur Magenverkleinerung geschafft hat! Die Vorbereitung war eine spannende Reise, kein Kaffeekränzchen. Neues Verhalten trainieren, Arztbesuche, Beratungen, Gutachten…und dann die Eiweißphase vor der Adipositas-OP durchhalten – Respekt! Jetzt hast du die OP hinter dir und brennst darauf, dein Leben 2.0 zu starten. Endlich mit dem richtigen Essen dauerhaft abnehmen…..und dann kommt im Krankenhaus erstmal nur Brühe, Suppe, Schlabber-Essen. Das nennt man Flüssigphase. Und es macht meistens keinen Spaß. Besonders, wenn du weißt, dass sich der empfohlene Kostaufbau nach der Adipositas-OP noch über 4 Wochen hinzieht.

 

Warum solltest du dich trotzdem an einen Kostaufbau halten?

Hier kommt meine Einschätzung dazu, warum es Sinn macht, in den ersten 4 Wochen nach der Adipositas-OP mit dem Essen vorsichtig zu sein und erstmal nichts Festes zu essen. Ich stelle dir die Empfehlungen vor, die in vielen Adipositas – Kliniken üblich sind und gebe dir Tipps, mit denen du entscheiden kannst, ob es für dich auch etwas schneller sein darf.

 

Kostaufbau nach Magenverkleinerung: die Empfehlung

Erste Woche nach der OP: erstmal flüssig „essen“

Machen wir uns noch einmal klar, was du gerade erlebt hast: eine große Operation, bei der ein Teil deines Magens abgetrennt wurde und – je nach Methode – auch am Darm an mehreren Stellen geschnitten und genäht wurde. Du hast mehrere große Wunden im Körper, die zusammenwachsen sollen. Und das, während sie weiter ihre Arbeit verrichten. Damit diese empfindlichen Nähte gut heilen können, sollten sie nicht unnötig gereizt werden. Also ist mildes Essen angesagt und nichts, was „kratzen“ könnte. Deshalb gibt es in den meisten Kliniken Flüssigkost wie Brühe, cremigen Gemüsesuppen und Trinkjoghurts /Milchgetränke.

 

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Kohlenhydrate nach der OP?

Ob du dabei auch, wie vor der OP empfohlen, keine Kohlenhydrate zu dir nehmen sollst, ob es auch Frucht- Trinkjoghurts sein dürfen, wie flüssig es sein soll und ab wann es in Ordnung ist, schrittweise zu einer festeren Konsistenz überzugehen, kann man nicht allgemein gültig sagen. Die Übergänge sind fließend und wie genau du sie nehmen musst, hängt davon ab, wie schnell sich dein Körper umstellt.

 

Am Anfang: durch den Strohhalm essen

Meistens wird empfohlen, 1-2 Wochen flüssig zu essen. Als Faustregel fand ich die Formulierung: „alles, was durch einen Strohhalm passt“ ganz schön. Ganz praktisch bedeutet das für die warme Mahlzeit: Gemüse mit wenig Wasser oder Brühe garen, mit einer Eiweißquelle wie Frischkäse, Fleischzubereitung aus dem Babygläschen. Eiweißpulver oder oder Fisch-Mousse pürieren. Eine kleine Menge Kartoffeln kann ruhig dabei sein. Morgens und Abends wirst du wahrscheinlich Joghurt oder Quark mit etwas Obstpüree essen – auch hier wieder mit Flüssigkeit wie Milch gestreckt.

 

Breiphase: Übergang zum festen Essen

Danach stehen oft 1-2 Wochen „breiig“ auf dem Plan. du kannst es auch mit „sehr weiche Speisen“ übersetzen. Falls du nach den ersten beiden Wochen die „Krankenkost“ schon nicht mehr sehen kannst, die entsteht, wenn du in jedes Essen einfach nur einen Pürierstab hältst, hilft dir eine Frage. Nämlich: “ Kann ich das, was ich im Mund habe, auch ohne Zähne gut zerkleinern, z.B. indem ich es am Gaumen mit der Zunge zerdrücke?“ Es lohnt sich, das auszuprobieren und nicht zu früh auf festes Essen zu setzen, denn es geht medizinisch gesehen immer noch darum, die Nähte an deinem Magen und in deinem Darm zu schonen. Da sind scharfkantige oder faserige Speisen eher ungünstig.

 

Darum sind die Empfehlungen so streng:

Alle diese Dinge sind eigentlich selbstverständlich. Aber:geh mal mit einer Gruppe Adipositas – Chirurgen ein Bier trinken. Jeder kann dir von Not-OPs erzählen, bei denen frisch Operierte nach 2 Wochen wieder auf dem OP-Tisch lagen, weil sie Nüsse, Fleisch, Brot in zu große Brocken runtergeschluckt haben und das Essen den „Magen verstopft“ hat. Wahrscheinlich würdest du das nie im Leben tun. Aber so lange die Gefahr besteht, dass Menschen sich nach eine OP unvernünftig verhalten, werden die Empfehlungen streng bleiben.

 

Nach 4 Wochen darf es wieder „fest“ sein

Nach etwa 4 Wochen ist bei den meisten Operierten die Wundheilung abgeschlossen. Wahrscheinlich probierst du in der dritten und vierten Woche sowieso schon immer mal wieder vorsichtig aus, was du verträgst. Welche Speisen kannst du mit den Zähnen so bearbeiten, dass sie einen Speisebrei ergeben, den du gut schlucken kannst? Wie verträgst du verschiedenen Konsistenzen?

 

Wie gut das klappt, ist sehr unterschiedlich. Ich kenne Leute, die nach 4 Wochen wieder kleine Mengen Brot essen können. Und Leute, die auch nach Monaten feste Speisen wie Fleisch, Brot oder auch Nudeln nicht gut vertragen.

 

Geht es bei dir schneller?

Ich kann die Ungeduld, endlich wieder „normal“ zu essen, gut verstehen. Ja, du möchtest wieder so normal wie möglich essen und siehst gar nicht ein, warum du deine Zähne nicht benutzen sollst. Und es stimmt, dass der „strenge“ Kostaufbau sich ziemlich lange hinzieht, besonders wenn es dir gut geht.

 

Wenn du in der Vorbereitungszeit gut geübt hast, gesund und im richtigen Maß zu essen, kann es sein, dass es für dich auch gut ist, die Phasen schneller zu durchlaufen. Hier sind einige Fragen, mit denen du entscheiden kannst, ob es für dich in Ordnung ist, es schneller zu machen:

  • Habe ich bisher alle flüssigen und breiigen Speisen gut vertragen?
  • Wie viel Schmerzen habe ich noch (gemessen natürlich, wenn du keine Schmerzmittel nimmst)?
  • Hilft mir kauen dabei, meine Portionen klein genug zu halten (Faustregel: nicht mehr als 100-150 g pro Mahlzeit)?
  • Stelle ich meine Mahlzeiten sinnvoll zusammen (3 Bissen Eiweiß, 1 Bissen Gemüse/Obst, wenig KH, kein Zucker)?
  • Schaffe ich es wirklich, alles (ja genau, alles, bis auf den letzten Fitzel!) gut zu kauen?
  • Merke ich bei gekautem Essen besser, dass ich satt bin?

(Woran merkst du, ob festes oder breiiges Essen besser für dich ist? Schreib es gern in die Kommentare!)

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Wenn du gerade in der Kostaufbau-Phase steckst, wünsche ich dir einen leichten Übergang in dein neues Ess-Leben! Ich hoffe, du kannst in den nächsten Wochen im besten Sinne damit experimentieren, in Zukunft mit gutem Kauen und guten Speisen dafür zu sorgen, dass dein Gewicht sich auf gesunde Art nach unten bewegt. Wenn du dich dazu austauschen möchtest, komm gern in meine Facebook-Gruppe „Adipositas-OP – mein Weg“. Dort findest du jede Menge Erfahrungen von Menschen, die diesen Weg schon gegangen sind, Videos mit Erklärungen und  spannende Diskussionen rund um das Thema Essen mit gutem Gefühl.