Christof Meinhold zur Aussagekraft von BIA-Messungen nach Magenverkleinerung

Was für ein Erfolg: besonders in den ersten Monaten nach der Magenverkleinerung gibt es fast niemanden, bei dem/der die Pfunde nicht purzeln. Aber nimmt der Körper auch an den richtigen Stellen ab? Um das zu überprüfen, gibt es verschiedenen Methoden, um die Körperzusammensetzung zu messen. Ich habe einige Fragen meiner KlientInnen mit meinem Kollegen Christof Meinhold besprochen. Er führt seit über 25 Jahren BIA-Messungen durch und erklärt, was die Ergebnisse bedeuten, welche häufigen Probleme die BIA-Messung aufdeckt und wie du sie behebst. Das Video dauert ungefähr 20 Minuten und ich fasse unten noch einmal die wichtigsten Infos zusammen.

 

meine Frage vorab: fördert messen ein gestörtes Essverhalten?

Ich hatte mich ein bißchen geziert, als meine Dranbleiben-Teilnehmerinnen sehr detailliert nach Zahlen und Messwerten gefragt haben. Wie genau sind die Messungen? Kann ich mich wirklich nach den Kalorienempfehlungen richten, die die Messung „ausspuckt“? Was mache ich, wenn ich supergenau darauf achte, nicht zu viel zu essen – und trotzdem nicht abnehme?

Meine Sorge dabei ist, dass wir uns oft mit Zahlen mehr quälen als uns helfen. Wenn wir (und damit meine ich Betroffene und Beraterinnen im Team!) unsere Ess-Entscheidungen und Empfehlungen nur an Messwerten orientieren, werden wir weder schlank noch glücklich. Ich habe so viele Adipositas-Operierte erlebt, die unter irrem Druck standen, wenn sie nicht auf 60 Gramm Eiweiß kommen. Deshalb habe ich gezögert, dieses Informationsbedürfnis zu erfüllen. Ich hatte Angst, damit ein gestörtes Essverhalten zu fördern.

Wenn du mich kennst, weißt du, dass ich das Etikett und Korsett von (psychischen) Diagnosen nicht besonders mag, aber einige Kriterien von Ess-Störung, zwanghaftem Verhalten und Körperschema- oder Wahrnehmungsstörungen beobachte ich durchaus bei Operierten, die sich häufig wiegen und alle Arten von Messungen sehr genau nehmen. Und das macht mir Sorge. Wenn nur Nähstoffe zählen und du nicht mehr Speisen und Mahlzeiten isst, macht mir das Sorge und hilft dir nicht wirklich auf dem Weg zu einem gesunden Umgang mit Essen, deinem Körper und deiner Seele .Deshalb weise ich mal vorweg darauf hin, dass wir in 20 Minuten „nur“ einige technische Eigenschaften zur BIA-Messung besprochen haben. Wie wir dann sinnvoll mit den Messungen umgehen, sollten wir alle immer wieder überprüfen.

 

 

BIA-Messung – wofür ist sie gut

Sie hilft, zu verstehen, was beim Abnehmen nach der Magenverkleinerung im Körper passiert. Dass du Gewicht abnimmst, siehst du ja auf der Waage. Aber ob du wirklich die Fettdepots entleerst oder stattdessen die „stoffwechselaktive Körpermasse“ abbaust, ist für deine Gesundheit superwichtig.

Ich bin oft erschrocken, dass einige meiner KlientInnen auch nach den ersten Wochen fast nichts mehr oder ausschließlich ein paar kleine Happen eines „Eiweißträgers“ essen. Ja, 40 kg in 4 Monaten sind beeindruckend. Aber möglicherweise eben gefährlich. Und mit dem Nachweis, dass das abgenommene Gewicht nicht hauptsächlich aus dem Fettabbau stammt, liefert eine Messung eine Art „Wahrnehmungshilfe von außen“.

Worüber wir gar nicht gesprochen haben ;): wie eine solche Messung durchgeführt wird. Das Prinzip ist hierbei, mit Hilfe von Elektroden, die an Hände und Füße geklebt werden, den elektrischen Widerstand der verschiedenen Körperanteile zu messen. Ein Foto und Infos über die Messung findest du auf der Praxis- Seite von Christof Meinhold .

 

Wie genau ist die Ermittlung des Grundumsatzes bei der BIA-Messung?

Das hängt von der verwendeten Formel ab, mit der der Energiebedarf berechnet wird. Ein Problem ist, dass einige der gängigen Formeln bei starkem Übergewicht verzerrte Ergebnisse liefern, so dass die Beobachtung meiner Klientin („wenn ich die vorgeschlagene Menge von 1600 kcal esse, nehme ich zu“) durchaus stimmen kann. Leider wird oft von den Geräte-Herstellern nicht angegeben, mit welcher Formel sie arbeiten.

Wenn du deinen Energie- sprich Kalorienbedarf wirklich genau wissen willst, sind andere Mess-Methoden wie eine indirekte Kalorimetrie zuverlässiger. Ganz einfach gesagt, wird dabei anhand der ausgeatmeten Luft der CO2-Gehalt gemessen und daraus dein Grundenergieumsatz berechnet. Das wird teilweise an Unis und in sportmedizinischen Praxen angeboten. Wenn du deine Suchmaschine mit „Anbieter indirekte Kaloriemetrie“ fütterst, wirst du sicher fündig.

Aber für einen weiteren wichtigen Messwert sind die BIA-Ergebnisse sehr genau…

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Phasenwinkel zu niedrig – was kannst du tun?

Ein niedriger Phasenwinkel ist ein Hinweis darauf, dass deine Muskelmasse (zu) gering ist. Ich finde den Hinweis wichtig, dass es dabei sinnvoll ist, nicht nur eine Messung zu machen, sondern es im Verlauf der Zeit häufiger zu machen (in der Anfangszeit nach der OP kann monatlich sinnvoll sein). Wenn du nicht weißt, wie deine Muskelmasse vor der OP war, ist es schwieriger, daraus den richtigen Schluss zu ziehen.

Neben der „üblichen“ Empfehlung, auf ausreichend Eiweiß zu achten, spielen auch die Versorgung mit Vitaminen, Mineralstoffen und gesunden Fetten eine wichtige Rolle. Diese Bemerkung kommt im Interview zeimlich unscheinbar daher – aber DAS tatsächlich in deinen Ess-Alltag zu übersetzten ist dann eine spannende Aufgabe für das Team KlientIn-Ernährungsberaterin.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist das Muskel-Training. Wenn du das Gefühl hast, dich intensiv (genug) zu bewegen, liefert dir die BIA-Messung eine unbestechliche Information darüber, ob es genug ist, um in Kombination mit dem richtigen Essen deine Muskelmasse in den grünen Bereich zu bringen.

 

Wer zahlt die BIA-Messung?

Wie so oft wird die BIA-Messung nicht von der Krankenkasse erstattet/bezuschusst. Selbst wenn sie, wie zum Beispiel auch eine Nährwert-Feinanalyse zur Ermittlung von Ernährungsmängeln, ein gutes Instrument sein kann, um die (körperliche) Wirksamkeit von Ernährungs- und Bewegungstherapie zu überprüfen.

Einige, besonders größere Adipositaszentrum bieten diese Messung im Rahmen der Vorbereitung und Nachsorge an. Wenn dein Zentrum das nicht macht. liegt es wahrscheinlich nicht daran, dass es eine Verlaufskontrolle nicht wichtig findet, sondern dass die Geräte und die Menschen, die die Messungen durchführen, nicht abrechnungsfähig sind. Und da es keine Vorschrift ist…

 

Fazit: brauchst du eine Körperanalyse?

Ganz nüchtern betrachtet: Du kannst die Folgen deiner Adipostias-OP auch ohne BIA- oder andere Körperzusammensetzungs-Messung in den Griff bekommen. Mit einem großen WENN: wenn du auch in Eigenregie auf richtig gutes Essen, eine ausreichende Vitaminzufuhr und auf angepasste Bewegung achtest und ein gutes Gespür für deinen Körper entwickelst.

Aber weil hinter diesem WENN ja ganz viele kleine Alltags-, Körper-, Kopf- und Seelen-Hürden stecken, ist eine BIA-Messung ein wichtiges Kontrollinstrument, das sowohl deinen behandelnden ÄrztInnen als auch dir selber eine Erfolgskontrolle und einen Wegweiser bietet.

In meiner Facebook-Gruppe Adipositas-OP mein Weg diskutieren wir übrigens immer wieder sehr engagiert und wertschätzend über Fragen wie die, die ich oben gestellt habe. Wenn du magst, komm gern dazu und lass uns wissen, was du über BIA-Messungen denkst!