Irgendwann erwischt es jeden: „Mit einer Adipositas-OP abnehmen kann doch jeder. Du machst es dir aber leicht.“ Bäm. Das sitzt und tut weh. Oder: „Jetzt ist es aber mal gut mit dem Abnehmen. Das ist doch nicht gesund.“ Als ob du dich dafür rechtfertigen musst. Blöde Kommentare kennt wahrscheinlich jeder und besonders bei Festen oder eigentlich fröhlichen Gelegenheiten bist du wahrscheinlich nicht scharf auf solche Bemerkungen oder Diskussionen. Ich habe heute für dich 3 Gründe, warum Menschen in deinem Umfeld so etwas sagen und 3 Möglichkeiten, wie du darauf so reagieren kannst, dass du danach noch fröhlich weiterfeiern oder weiter arbeiten kannst.

 

 

 

Warum es gut ist, den Grund für die blöde Bemerkung zu kennen

Meistens sagt diese Bemerkung mehr über denjenigen aus, der sie macht, als über dich. 2 der 3 häufigsten Gründe, abfällige Bemerkungen  zu machen, haben gar nichts mit dir zu tun. Wenn du dir das klarmachst, fällt es dir leichter, eine gute Antwort zu finden, ohne dir „den Schuh anzuziehen“.

 

Grund 1: Dein Entschluss erinnert sie an ihr eigenes Versagen

Oft machen Menschen abfällige Bemerkungen, wenn sie selber ein ähnliches Problem haben, damit nicht zurecht kommen und es unangenehm ist, jemanden wie dich zu erleben. Das löst leicht das heimliche Gefühl aus „Mist, wenn ich wirklich etwas an MEINER Situation verändern wollte, könnte ich das auch.  Wenn mir das jemand vorführt, indem er/sie etwas so Schwieriges wie eine Adipositas-OP wirklich angeht, fühle ich mich noch schlechter.“ Kein Wunder, dass derjenige dann versucht, deinen Erfolg oder deine Entscheidung schlecht zu reden.

Hat das was mit dir zu tun? Wahrscheinlich nicht.

 

Grund 2: Dein Entschluss bedroht ihren gewohnten Alltag

Wenn die blöde Bemerkung von jemanden aus deiner Familie, dem Freundes- oder Kollegenkreis kommt, könnte es sein, dass es schon etwas mit dir zu tun hat. aber nur indirekt. Mit deiner Veränderung wird sich auch dein Verhalten ändern. Du isst bewusster, machst nicht mehr bei allen Parties mit. Du wirst fitter, willst dich mehr bewegen. Du bekommst ein anderes Selbstbewusstsein und bist vielleicht nicht mehr so gutmütig wie früher. Kurz: du wirst umbequem und sie verlieren im Umgang mit dir die Sicherheit. Auch hier: klar, dass sie versuchen, dich in die gewohnten Bahnen zurückzubringen.

Hat das was mit dir zu tun?  Wahrscheinlich ja. Haben sie also einen Anspruch darauf, dass du dich weiter an ihre gewohnten Maßstäbe anpasst? Wahrscheinlich nicht ;).

 

Grund 3: Sie machen sich wirklich Sorgen um dich

Das sind die einzigen Menschen, deren Bedenken du dir anhören solltest. Menschen, die dich kennen und mögen. Die wirklich wollen, dass es dir gut geht – und die dich vielleicht auch mit ihrer Sicht davor schützen, etwas zu tun, was nicht gut ist für dich. Die Absicht hinter den Bemerkungen ist hier, dich zu schützen. Auch wenn das oft ziemlich in die Hose geht. Nicht jeder ist ein Kommunikations-Profi.

Hat das was mit dir zu tun? Ziemlich sicher: ja. Aber: auf Festen und in Gesprächen, in denen es um etwas anderes geht, sind solche Bemerkungen ein Ausdruck von Hilflosigkeit und helfen dir nicht weiter.

 

So stoppst du blöde Bemerkungen

Wenn du in dieser Situation gut für dich sorgen willst, gibt es 3 Möglichkeiten/Schritte. Ignorieren, Ich-Botschaften und klare Ansagen. Noch einmal: damit löst du keine Konflikte, die du möglicherweise mit den „Sprücheklopfern“ hast, aber du sorgst dafür, dass du in Frieden dein Fest genießen oder deine Arbeit verrichten kannst.

 

Antworten Teil 0: Ignorieren

Das ist schon fast etwas für Fortgeschrittene: stell dir vor, jemand sagt „Klar, man kann es sich auch leicht machen und sich operieren lassen.“ – und du denkst nur: `Aha, interessante Sichtweise. Seh ich anders, aber ist mir auch egal, was er denkt.` Wäre das nicht cool? Oder ist das bei dir vielleicht schon so?

Ganz ehrlich: bei einem Thema, das mir am Herzen liegt und das mich auch manchmal ängstigt, ist das gar nicht so einfach. Aber es könnte ja sein, dass du dir deiner Sache grundsätzlich so sicher bist, dass du über den Spruch ganz locker hinweghören kannst. Besonders wenn du davon ausgehst, dass es Grund 1 sein könnte, der ihn zum Spruch gebracht hat.

 

Antworten Teil 1: mach mit Ich-Botschaften deinen Standpunkt klar

Wenn du dich entscheidest, auf die Bemerkung zu reagieren und trotzdem keinen Streit vom Zaun brechen willst, hilft es, in „Ich-Botschaften“ zu sprechen. „Ich fühle mich durch diese Bemerkung verletzt/beleidigt.“ klingt anders als „Du redest Quatsch.“ Du bleibst bei dem, was für dich wichtig ist und machst so ohne Vorwurf oder Gegenangriff klar, wie du das Verhalten (nicht die Person!) findest.

Natürlich hast du auch jedes Recht der Welt, jemandem, der sich wirklich danebenbenimmt, deutlich und mit „Attacke“ in die Schranken zu weisen. „Du redest Quatsch, halt die Klappe!“ kann funktionieren, wenn du dich darauf einstellst, das auch wirklich durchzusetzen. Wenn es dir die Sache wert ist, kann auch ein reinigendes Gewitter gut sein. Es kostet nur oft mehr Energie und macht es schwieriger, hinterher wieder miteinander ins Gespräch zu kommen.

 

Antworten Teil 2: mach eine klare Ansage, was du willst

Damit nicht nur dein Standpunkt klar wird, sondern die Diskussion wirklich beendet wird, sag klar und deutlich, was du willst. Ohne lang drumrumschnacken (schwätzen, labern….). Am besten wirkt es, wenn du die Person direkt und richtig konkret aufforderst, etwas (nicht mehr) zu tun. „…und ich möchte, dass du diese Bemerkung in meiner Gegenwart bleiben lässt.“

Du musst nichts, aber auch wirklich gar nichts erklären, rechtfertigen, relativieren in dieser Situation. Wenn dir die Person wichtig ist, kannst du anbieten, später in Ruhe darüber zu reden. Aber wirklich nur mit einem Satz. Jede Diskussion, auf die du inhaltlich eingehst, macht es schwerer, das Thema zu beenden. Zur Not nimm die Methode „Sprung in der Schallplatte“: auf jedes „ja aber, du musst doch zugeben, dass…“ wiederholst du nur, was er/sie tun bzw. lassen soll. Wenn es dir leichter fällt, stell dir vor, dass du einen Hund erziehen musst. Das funktioniert auch nicht mit einer Diskussion, sondern über Klarheit.

 

Der Energie-Aufwand lohnt sich

Puh, ich merke schon beim Schreiben, dass auch das erstmal anstrengend ist. Ich hoffe und wünsche dir, dass sich der Energieeinsatz lohnt. Wenn du einmal geschafft hast, zu zeigen, dass du kein willkommenes Opfer für diskriminierende Sprüche bist und es keinen Spaß macht, werden die Bemerkungen weniger werden. Und du kannst dich wieder auf Feste, Treffen mit Freunden oder Besprechungen freuen.

Ich wünsche dir, dass bei dir das eintritt, was ich oft erlebe: allein dadurch, dass du dich gedanklich auf blöde Sprüche einstellst und darauf, ihnen Kontra zu geben, werden sie weniger. Du gewinnst auf jeden Fall: Selbstbewusstsein. Klarheit. Vielleicht auch neue Gesprächspartner auf Augenhöhe oder sogar neue Freunde.

Wenn du dich mit anderen Adipositas-Operierten in einem wirklich unterstützenden, wertschätzenden Rahmen austauschen willst, lade ich dich herzlich ein in meine Facebook-Gruppe „Adipositas-OP mein Weg“ ein (Facebook-Konto erforderlich, klick einfach auf den Link).

Hast du noch einen Tipp oder eine Erfahrung,  dich vor Bemerkungen oder Sprüchen zu schüzten? Schreib sie gern in die Kommentare!

Herzl-ICHe Grüße, Antje