Mit intermittierendem Fasten ganz einfach abnehmen?

Mitte Februar – die Fastenzeit rückt näher. Ich stöbere durch Fachartikel, Facebook-Posts und Internetseiten. Und stolpere immer wieder über das Thema. Fasten nach Buchinger, Basenfasten, intermittierendes Fasten, Intervallfasten. Besonders das Fasten, bei dem man mindestens 16 Stunden nichts isst (Intervall-Fasten), wird im Moment im Netz so richtig gehyped. Höchstens 2 Mahlzeiten am Tag, am besten am frühen Abend die letzte, dann strikte Essenspause bis zum nächsten Mittag. Na klar nimmt man da ab, denke ich spontan. Und mir gruselt es wie so oft bei festen Vorschriften, die vermeintlich für jeden Menschen das Beste sein sollen.

Auch traditionelle Institute empehlen intermittierndes Fasten

Am nächsten Tag kommt die neueste Ausgabe des UGB-Forum. Den Verband für unabhängige Gesundheitsberatung schätze ich schon seit meiner Studienzeit in Gießen. Entstanden ist er im engagierten Umfeld einer Uni in einer Zeit, als es noch verpönt war, sich die Forschung von der Industrie finanzieren zu lassen. Sie eins der wenigen Institute, die in meinen Augen unabhängig geblieben sind und ein sehr stimmiges Ernährungskonzept verfolgen: bodenständig vollwertig, die sozialen und ökologischen Aspekte sind genauso wichtig wie solide abgesicherte Ernährungsempfehlungen . Und sie sind eins von wenigen von den Krankenkassen anerkannten Ausbildungsinstituten für (Heil-)Fastenleiter

Ein Artikel beschäfigt sich mit dem Thema intermittierendes Fasten. Eine der vielen Fastenformen, die in den letzten Jahren (wieder) modern geworden sind. Im Gegensatz zum klassischen Heilfasten wird hier nicht über einen längeren Zeitraum komplett auf Essen verzichtet ( Eine Definition von Heilfasten findest du hier. ). Beim intermittierenden Fasten wird an einem bis zwei Tagen pro Woche bewusst sehr wenig gegessen, für die anderen Tage gibt es meistens keine Vorschriften. Der Artikel im UGB-Forum zitiert einige Studien, nach denen es so gut möglich ist, damit dauerhaft und angemessen abzunehmen und viele Zivilisationskrankeiten zu verbessern.

Intermittierendes Fasten hieß früher anders 😉

Moment mal – hatten wir das nicht in meinem Beratungsnetzwerk Dr. Ambrosius schon seit 15 Jahren im Programm? Dort heißt das „Entlastungstage“ und sowohl im Dr – Ambrosius- Kochbuch als auch in einem der Kurskonzepte stehen ganz einfach umsetzbare Anleitungen. Auch ein Diabetologe, mit dem ich mich öfter austausche, empfielt seinen Patienten Hafertage, die oft erstaunliche Verbesserungen der Blutzuckerwerte bewirken.

Weil ich gern selber teste, was ich empfehle, beschließe ich spontan einen Selbstversuch. Auch bei mir haben sich über den Winter ein paar Kilo angesammelt, die ich gern zum Frühjahr wieder hergeben möchte. Einen Tag die Woche schaffe ich locker. Ich würde mich zwar nicht gerade als Fastenprofi bezeichnen, habe mir aber in verschiedenen Aktionen (selbstgeplante Fastenwochen nach Buchinger, Ayurvedafasten unter Anleitung) schon bewiesen, dass ich das durchhalten kann.

Kann ich intermittierendes Fasten vier Wochen lang durchhalten?

Ich beobachte mal vier Wochen lang, wie es bei mir funktioniert. Was passiert körperlich? Wie ist das mit dem Hunger und der Leistungsfähigkeit? Außerdem: wie passt das in den Familienalltag? Wie viel Zeit und Energie brauche ich für die Zubereitung der beiden Hauptmahlzeiten? Wie geht es mir damit, nach Plan zu essen und mich daran zu halten? Halte ich es ohne Kontrolle durch? Und nicht zuletzt: was passiert mit meinem Gewicht?

Ich wähle den Montag. Mittags sind meine Kinder nicht zu Hause, ich brauche also auf niemanden Rücksicht zu nehmen. Arbeitstechnisch passt es auch, da montags Schreibtisch- und Organisationstag ist, ich also auch keine Beratungen habe. Sport-technisch ist  Ruhetag – ideale Bedingungen also.

Erste Herausforderung: Frühstück

Los geht`s. Äääähhh…steht da was von Kaffee? Ich schlage das Buch nochmal auf, in dem ein Mini-Frühstück vorgeschlagen wird: 1 Scheibe Vollkornbrot oder Toast mit etwas Quark oder Ei. Kein Kaffee. Vor mir steht das aufgeschnittene Obst, das ich immer zum Frühstück mache. Nee, Leute, da kommt doch mein Freiheitsdrang durch. Ich mache mir den Milchkaffee, den ich immer mache, bestreiche das Brot mit Frischkäse und lege dicht gedrängt Apfelspalten drauf. Das muss funktionieren, so ein Plan ist ja ein Hilfsmittel und keine Peitsche (sage ich zumindest meinen Klient/innen immer in der Beratung ;)).

Es schmeckt, macht angemessen satt und ich grinse in mich rein. Immer wenn ich eine kleine Essensmenge „vorgeschrieben“ bekomme, handele eine etwas größere Portion als vorgeschlagen raus. Spannend zu merken.

Gewohnheiten zu durchbrechen zeigt meine inneren Diskussionen

Mehr Hunger als nach meinem üblichen Frühstück habe ich tatsächlich nicht an diesem Morgen. Als sich um 11 mein Magen meldet, nehme ich mir vor, früh Mittag zu essen und freue mich schon auf eine große Portion Obstsalat. Aber ich komme nicht umhin, meine Stimmung und meine Leistungsfähigkeit genau zu beobachten: bin ich jetzt unkonzentriert, weil ich unterzuckere? Nein, Quatsch, ich bin montags doch öfter so. Aber jetzt habe ich die sonst übliche Ablenkung nicht, mir mal eben eine Zwischenmahlzeit zu machen.

Auch beim Obstsalat habe ich wieder das Gefühl, mir ein kleines Extra gönnen zu müssen und streue noch ein paar Cashewkerne darüber. Ich mag es, wenn ich mein Essen richtig kauen muss und weiß, dass Nüsse mich gut sättigen. Im Hinterkopf immer noch die leichte Sorge, zu kurz zu kommen…

Nachmittags gönne ich mir sonst immer einen großen Milchkaffe und etwas Süßes. Das Ritual, eine Viertelstunde einfach nur zu sitzen und etwas zu genießen fehlt mir. Okay, stattdessen gehe ich raus – einmal über den Berg. Geht auch, besonders weil das Wetter endlich schön ist.

Wie passt Fasten in den Familienalltag

Richtig doof wird es am Abend. Ich habe am Schreibtisch wieder den Faden verloren und das Gefühl, nicht genug geschafft zu haben. Meine Familie möchte etwas Gekochtes und weil es so selten klappt, zusammen zu essen, schmeißen wir zusammen Nudeln und Broccoli für einen Soße in den Pott. Ich picke mir den Broccoli raus, er schmeckt eklig. Irgendwas ist nicht gut, er riecht so komisch, schimmelig, obwohl eindeutig nichts zu sehen ist. Die Familie isst Nudeln mit Ketchup und spottet über mich, ich zwinge mir eine improvisierte Suppe aus Tomatensaft und Broccoli rein, trotz des unangenehmen Geruchs. Und fühle mich so richtig betrogen: Das bißchen, was ich darf, ist auch noch schlecht. Ich fühle mich grippig, vergiftet und schmeiße den restlichen Broccoli in den Müll (und wer mich kennt, weiß, dass ich das sonst bei Essensresten erst mache, wenn es Haare bekommt). Meine Verabredung zum Live-Call in meiner Gruppe „endlich entspannt essen“ sage ich ab. Da ist gar nichts entspannt.

Am nächsten Morgen sieht die Welt schon wieder besser aus. Die Waage zeigt tatsächlich fast 1 kg weniger und obwohl ich weiß, dass es ja nur eine Momentaufnahme ist, versöhnt mich das. Und immerhin darf ich ja wieder normal essen. Es schult die Aufmerksamkeit und die Dankbarkeit für die Vielfalt, die auf meinem Essenstisch steht.

Einstieg in die zweite Fastenwoche

Eine Woche später, Montagmorgen die Zweite.

Ich habe gestern Abend schon im Kochbuch geschaut, welchen Entlastungstag ich heute machen will. Ich möchte mich gern satt fühlen, entscheide mich also für Kartoffeln. Der Vorschlag ist: zwei Mahlzeiten mit je 400 g Pellkartoffeln ohne Salz, dazu wahlweise ein Kräuterquark oder Milch, um daraus Kartoffelpüree zu machen.

Wenn ich gehofft habe, dass der Einstieg mir in der zweiten Woche leichter fällt, habe ich mich geirrt. (Noch weiß ja keiner, dass ich darüber schreiben will, ich könnte es also doch echt bleiben lassen…nein, los, ich mach das jetzt!) Der Kaffee muss wie in der Vorwoche unbedingt sein, auf den Vollkorntoast muss ein bißchen Honig – und ich frage mich schon jetzt, was ich bloß heute Nachmittag für den Genuss tun soll. Überhaupt frage ich mich sehr viel bei der ganzen Aktion. Zum Beispiel, ob das alles Sinn macht, wenn ich doch so viel Ausnahmen mache und nur das Schmalspurprogramm fahre. Muss ich direkt nochmal nachlesen, WAS genau den Effekt ausmacht. Zu allem Überfluss habe ich mich heute Morgen auch nicht gewogen und kann gar nicht genau kontrollieren, ob ich wenigstens abnehme.

Beim zweiten Mal ist einiges schon viel leichter

Aber ich kenne mich: dieses innere Meckern und Hadern gehört bei mir scheinbar dazu. Ich bin nicht so straight wie ich es von vielen anderen mitbekomme, ich bin eben eine mit vielen Wenns und Abers. Ich beschließe, diesen Gedanken einfach Hallo zu sagen und es trotzdem zu machen.

Am Schreibtisch läuft es viel besser als in der Woche zuvor, ich bin viel strukturierter und mittags zufrieden mit dem, was ich geschafft habe. Ein Hungergefühl spüre ich kaum, frage mich vielmehr, wie ich denn wirklich Hunger wahrnehme. So eindeutig ist das bei mir gar nicht. Manchmal knurrt der Magen, manchmal werde ich unkonzentriert, manchmal ist es sogar ein richtiges Völlegefühl.

Die Mittagsmahlzeit ist eine ziemliche Katastrophe. Weder die Kartoffeln noch den Quark zu salzen finde ich richtig unangenehm, die paar Kräuter im Quark retten es geschmacklich auch nicht. Ich lasse nur selten etwas stehen, heute bleibt eine der vier Kartoffeln liegen. Immerhin übe ich so, etwas nicht aufzuessen, weil es einfach da ist.

Körperlich und stimmungsmäßig geht es mir an diesem Montag ziemlich gut, den geplanten Live-Call kann ich gut halten, auch wenn ich lustigerweise genau an diesem Tag eine Genussübung anbiete und den Teilnehmerinnen verschiedene Leckererein wie Marzipan, Kekse, Wurst und Käse in die Kamera halte. Wenn du das Video mit der Übung anschauen willst, bist du herzlich willkommen in der Facebook-Gruppe „endlich entspannt essen“.

Das Abendessen ist noch unangenehmer als das Mittagessen, auch mit Milch zu einem Kartoffelpüree verarbeitet kann ich dem nichts abgewinnen, geröstete Sonnenblumenkerne trösten nur ein bißchen. Ich beschließe, dass Essen an solchen Tagen überbewertet wird und ich in der nächsten Woche eher auf die Fastensuppen umsteigen werde, die ich im Ayurvedakurs kennengelernt habe. Da waren eine Menge indische Gewürze dran. Mit dem Gedanken kann ich den Tag gut ausklingen lassen.

Wie geht es weiter? Halte ich durch? Nehme ich wirklich ab?

Wenn du wissen willst, wie es in den nächsten beiden Wochen weitergeht, ob ich tatsächlich abnehme und was die Wissenschaft zu dieser Fastenform sagt, trag dich gern für unten für den Newsletter ein. So erfährst du, wenn der nächste Blogartikel erscheint. Als Bonus gibt es Rezepte für leckere (Fasten ;)-) Gerichte, die ich exklusiv für meine Newsletter-Leserinnen verschicke.

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