Brauchst du ein spezielles Kochbuch nach der Adipositas-OP?

Wenn sich nach der Adipositas-OP so etwas wie Alltag einstellt, ist das ja erstmal ein gutes Zeichen. Die Vorbereitung und der Kostaufbau sind für jedeN eine große Umstellung und turbulent, selbst wenn alles glatt läuft. Da ist Routine auf dem Teller eher ein Vorteil. Aber der Grat zur Langeweile und zum Rückfall in alte Snack-Gewohnheiten ist schmal. Hilft da ein Kochbuch, um (wieder) Lust auf selbst gekochtes Essen zu bekommen? Dr. Heike Raab hat pünktlich zum Winter ihr neues Buch „Nach der Adipositas-OP – Das Kochbuch für mein neues Leben“ herausgebracht und mir ein Exemplar zur Verfügung gestellt. „Lohnt sich das?“ wurde ich schon gefragt. Hier meine Meinung.

Wie viel Fachinfos für Operierte steckt im Buch?

Wie schon in ihrem ersten Band, das sich mit der Vorbereitung und dem Kostaufbau nach der OP beschäftigt, beschreibt Dr. Raab im ersten Drittel die wichtigsten Infos für Menschen, die sich nach der Magenverkleinerung  am Ende der Abnehmphase befinden. Sie beginnt mit einer Erinnerung an den Weg, den du schon hinter dir hast und mit der sehr sympatischen Aufforderung, diese Leistung zu würdigen und stolz zu sein, auf das, was du schon geschafft hast. Und betont, dass auch Ruhe zum Essen und Genuss dazugehören. Das kann ich natürlich nur unterstreichen.

Die wichtigsten Wiederholungen zu den Thema Mahlzeiten, Eiweißbedarf, Supplemente und Komplikationen können in diesem Rahmen natürlich „nur“ eine kurze und kompakte Wiederholung und Erinnerungshilfe sein.

Die Tatsache, dass Eiweiß der wichtigste Nährstoff im Speiseplan bleibt, unterstreicht sie sowohl mit einer ausführlichen Vorstellung verschiedener Hülsenfrüchte als auch später mit vielen Rezepten (dazu unten mehr).

Außerdem findest du eingestreut immer wieder ganz handfeste Tipps, z.B. für das Essen unterwegs.

130 Eiweiß-Booster-Rezepte

Bis auf wenige Ausnahmen (z.B. in der Rubrik „Geschenke aus der Küche“) liegt der Fokus auf eiweißreichen Rezepten. Eingeteilt in verschiedene Themengebiete mischt sie einfache und unaufwändige Speisen mit solchen, die etwas mehr Zeit brauchen. Bei den Fix-Gerichten sind einige dabei wie Käsespätzle oder schnelle Hackfleischsoße, die Routiniers vielleicht nicht unbedingt brauchen –  aber den Einstieg in „ich mach´s mal selber“ wirklich leicht machen.

Auch die Hülsenfruchtgerichte sind fast alle einfach zuzubereiten und machen Lust, sie auszuprobieren. Wie wäre es mit Kichererbsen-Pfannkuchen, Salat aus Riesenbohnen und Thunfisch, Linsen- oder Lupinenbratlinge oder Chili con Grünkern? Zumindest für diejenigen, die sich ein wenig in den Spezialitätenregalen der Supermärkte auskennen, gibt es viele schöne Anregungen.

 

Die Rezeptrubriken:

  • Schnelle Gerichte für den Feierabend
  • Verwöhngerichte für Familie und Freunde
  • Leckeres zum Mitnehmen zur Arbeit
  • Feste feiern
  • Aufstriche und Dipps
  • Geschenke aus der Küche
  • Knabbereien
  • Getränke

 

Was mir besonders gut gefallen hat

Auch das Bedürfnis nach Snacks und etwas Süßem kannst du mit deinem Kochbuch befriedigen. Neben herzhaften Dingen wie „Käsefüßen“ und Crackern mit Eiweiß-Fokus darf der „süße Zahn“ auch mal sein. Besonders gut gefällt mir, dass Heike Raab keine künstlichen Süßstoffe oder Zuckeraustauschmittel verwendet. Meiner Meinung nach ist das eine gute Übung für eine gesunde Portion Gelassenheit und die Erlaubnis, dass ab und zu mal etwas Zuckerhaltiges in Ordnung ist. Und wer gern mit Ersatz-Süßungsmitteln arbeitet, findet sicher eine Möglichkeit, es auszutauschen.

Schön ist auch das großzügige Format, sowohl das Buch selber als auch bei der Anordnung der Rezepte. Und natürlich die Fotos. Ungefähr 1/3 der Rezepte sind sehr verlockend bebildert. Ich fände mal spannend zu erforschen, ob diese Speisen häufiger nachgekochte werden. Meine Vermutung ist, dass ja.

Das Buch ist nichts für dich, wenn…

…du keine Lust hast, Hülsenfrüchte einzuweichen. Das dauert ja immer eine ganze Weile und erfordert etwas mehr Planung – einfach so loskochen funktioniert so nicht. Eine Mengenangabe für Bohnen oder Linsen aus der Dose hätte ich für Ungeduldige und Unerfahrene sehr hilfreich gefunden.

Und ich bin mir unsicher, wie attraktiv das Buch ist, wenn du nur ganz wenig Kocherfahrung bzw. Vorbehalte hast, etwas Neues auszuprobieren. Es ist zwar möglich, sich im Schwierigkeitsgrad von leicht nach etwas aufwändiger zu steigern, aber ich vermute, dass das Buch für Beginner doch etwas Mut baucht. Vielleicht ist dann der erste Band (den ich hier vorgestellt habe) ein etwas leichterer Einstieg.

 

Also: lohnt sich „Das Kochbuch für mein neues Leben“ ?

Wenn du Spaß am Kochen hast und Lust hast auf Rezepte, die du nicht erst auf die Situation nach deiner Adipositas-OP umschreiben musst, lohnt es sich auf jeden Fall. Und besonders, wenn du pflanzliche Eiweißalternativen zwar im Prinzip gut findest, aber bisher nicht so recht wusstest, wie du sie in deinen Speiseplan einbauen sollst, findest du hier eine Menge appetitanregende Neuigkeiten. Auch, wenn du (noch) nicht operiert bist.

Hast du schon Rezepte aus dem Buch getestet? Oder brauchst du gar kein spezielles Kochbuch, weil du gern „Freestyle“ kochst?  Wenn du etwas besonders Leckeres entdeckt hast, schreib es gern in die Kommentare. Ich freu mich drauf und geh jetzt mal die Proteinriegel auf Seite 102 testen.

Herzlich deine Antje