Stimmt das? Und was kannst du tun?
„Nach der Magenverkleinerung musst du damit rechnen, dass dir nach und nach alle Zähne kaputtgehen.“ Puh – ist das wirklich eine der Langzeitfolgen nach Magenverkleinerung? Keine schöne Vorstellung, dass das der Preis für die Befreiung vom starken Übergewicht sein soll. Ich habe mal recherchiert, ob Zahnprobleme nach Magenverkleinerungen zwangsläufig auftreten, wie die körperlichen Zusammenhänge sein können – und ganz wichtig: was du aktiv tun kannst, um auch mit Schlauchmagen oder Magenbypass gesunde Zähne zu behalten.
Wir haben das Thema neulich in der Dranbleiben-Community für Menschen nach Magenverkleinerung diskutiert, auch dort sind einige betroffen. Ich habe daraufhin mal recherchiert und meine Ergebnisse hier zusammengefasst. Wenn du lieber Video schaust, klick mal hier:
Studien zu Zahnproblemen nach OP
Es gibt einige Studien, in denen es Hinweise darauf gibt, dass es nach der Magenoperation mehr Probleme gibt als vorher. An meiner vagen Formulierung merkt man schon: Es ist sehr schwierig, das genau zu erfassen. Es gibt z.B. eine große schwedische Studie, die festgestellt hat, dass es durchaus eine nennenswerte Anzahl an Leuten mit Zahnproblemen nach der OP gibt. Wenn du es nachlesen möchtest, klick hier
Bleiben vor der OP Zahnprobleme unbehandelt?
Aber man kann gar nicht so leicht herausfinden, ob Zahnproblem wirklich häufiger sind als bei Menschen ohne Adipositas- OP und was die wirklichen Gründe sind.
Eine Vermutung ist z.B., dass z.B. Menschen vor der Zahnoperation, weil sie stark übergewichtig waren, gar nicht erst zum Zahnarzt gegangen sind. Sei es, weil sie sich geschämt haben bzw. Angst vorm Zhanarzt haben – oder de facto wirklich nicht in die Behandlungsstühle passten. Das ist bei Menschen mit höherem Übergewicht oft ein reales Problem.
Und: viele Menschen mit starkem Übergewicht können sich vorher generell nicht so gut um ihre Zähne kümmern, weil sie einfach mit anderen Sachen in ihrem Leben so beschäftigt sind und die Energie nicht dafür ausreicht, sich mit diesem unangenehmen Thema auch noch zu beschäftigen.
Nach der OP sind Viele aufmerksamer für Gesundheit
Andererseits kann das auch positive Folgen haben: Wenn es dir nach einer Magenverkleinerung besser geht, fängst du auch eher an, deine ganzen Gesundheitsthemen besser im Blick zu haben – und dazu gehört dann für viele auch der Zahnarztbesuch.
Dus siehst, dass ein kausaler Zusammenhang (weil A so ist, folgt daraus automatisch B) ist auch beim Thema Zahnprobleme nicht eindeutig. Aber die Beobachtung einiger Betroffener, dass Zähne und Kieferknochen starke Probleme machen, ist real.
Können Zahnprobleme durch die Magenverkleinerung entstehen?
Wenn man das beim Zahnarzt fragt, kommt häufig erst einmal die Aussage: „Wahrscheinlich gibt es da keinen Zusammenhang.“ Ich habe schon von vielen Betroffenen gehört, die dann erzählten, dass beim nächsten Zahnarztbesuch der Zahnarzt gesagt hat: „So, ich habe mich noch mal informiert. Es kann doch Zusammenhänge geben.“ Wenn du einen Erfahrungsbericht von Michael Wirtz lesen möchtest (dort findest du auch einige weitere Studien), klick hier.
Es gibt ein paar Aspekte im Stoffwechsel, die sich nach einer Magenverkleinerung so verändern, dass sie negativ auf die Zahngesundheit wirken können.
Calcium wird schlechter aufgenommen
JedeR hat im Hinterkopf, dass im Zusammenhang mit Zähnen Calcium ein ganz wichtiger Stoff ist. Und wenn du operiert bist, weißt du, dass Calcium einer der Faktoren ist, auf den wir ÄrztInnen und BeraterInnen immer hinweisen. Die Empfehlung: „Bitte nimm nach der Operation Calcium als Supplement, als Nahrungsergänzung!“
Wenn wir die Calciumaufnahme nach einer Magenverkleinerung betrachten, kann man allgemein sagen, dass sie sich verschlechtert. Das liegt daran, dass einerseits im Magen die Magensäure ein wichtiger Faktor dafür ist, dass das Calcium zur Aufnahme in den Körper vorbereitet wird.
Die Magensäureproduktion gerät nach einer Magenverkleinerung häufig ein bisschen aus der Balance. Es gibt Leute, die das Gefühl haben, dass sie gar nicht mehr so viel Magensäure produzieren. Das hängt oft damit zusammen, dass die Fläche, auf der die Magensäure produziert wird – die Magenwand – viel kleiner ist. Da kann schon ein Störfaktor liegen.
Säureblocker verschärfen das Problem
Häufig gibt es aber auch das andere Problem, dass bei Verträglichkeitsproblemen Menschen noch Magensäureblocker nehmen. Wenn die Magensäure gehemmt wird, hat das natürlich auch negative Auswirkungen auf die „Aufschlüsselung“ von Calcium.
Wenn du einen Magenbypass hast oder einen Omega-Loop, wird ein großer Teil der Darmabschnitte (Duodeunum und Jejunum) stillgelegt, in denen normalerweise das Calcium in die Blutbahn geschleust wird. Die unteren Darmabschnitte übernehmen teilweise im Laufe der Zeit einen Teil der Funktion, aber du darfst damit rechnen, dass dein Calcium viel schlechter aufgenommen wird als vor der OP.
Vitamin D beeinflusst Calciumaufnahme
Ein weiterer wichtiger Stoff ist Vitamin D, das eine ganz wichtige Rolle im Calciumstoffwechsel spielt. Wenn dein Vitamin D-Spiegel nicht richtig funktioniert, ist das ein zusätzlicher Faktor, der es dem Calcium schwerer macht, an die Stelle zu gelangen, wo es wirken muss.
Weil Calcium nicht nur für Knochen und Zähne gebraucht wird, sondern auch für die korrekte Funktion von Muskeln und Enzymen, die Blutgerinnung, einen normalen Herzrhythmus, achtet der Körper darauf, dass diese Basis-Funktionen zuerst erfüllt werden. Stark vereinfacht gesagt: wenn der „Rohstoff“ knapp wird, wird zuerst an den Zähnen gespart.
Stoffe, die die Zähne von außen schädigen können
Ein weiteres häufiges Problem nach der Magenverkleinerung, der sich -dieses Mal von außen – auf die Zähne auswirken kann, ist Sodbrennen bzw. Reflux. Die aufsteigende Magensäure schädigt nicht nur die Speiseröhre, sondern auch Zähne umspült.
Außerdem wird diskutiert, ob sich die Zusammensetzung der Mundflora nach der Magenverkleinerung verändert. Die Verdauung beginnt ja im Mund, und wenn sich dort das Milieu verändert, kann auch das negative Auswirkungen z.B. auf Karies haben.

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Das kannst du für deine Zähne tun
Du merkst also: es gibt viele Gründe, dich nach einer Adipositas-OP besonders gut um deine Zähne zu kümmern, um die Nachteile so gut wie möglich auszugleichen. Hier also die Ernährungs-, Gesundheits- und Pflege-Tipps:
Iss calciumreiche Lebensmittel
Der Teil, den ich bereits angesprochen habe, ist Calcium. Es ist zum Glück häufig so, dass Milchprodukte nach der OP gut vertragen werden – das ist schon mal eine gute Voraussetzung. Kalziumreiches Mineralwasser kann ebenfalls sehr hilfreich sein, wobei du da immer das Thema Kohlensäure für dich persönlich beachten musst.
Achte gut auf deine Supplemente
Sorgfältiges Supplementieren ist wichtig. Die Leitlinien geben eine klare Empfehlung, wie viel Calcium man nehmen sollte. Das liegt je nach Operationsmethode meistens zwischen 1200 und 1500 mg Calcium pro Tag als Supplement.
Da zu viel Calcium auch negative Folgen haben kann, solltest du natürlich in enger Abstimmung mit deinen Ärzten deine Blutwerte im Blick haben und richtig interpretieren.
Kontrolliere regelmäßig die richtigen Blutwerte
Der Calciumspiegel im Blut allein gibt leider keine zuverlässige Aussage darüber, ob du gut versorgt bist. Du erinnerst dich: es wird für die Blutbildung gebraucht, also wird der Spiegel im Blut zu Lasten von Knochen und Zähnen stabil gehalten. Achte bitte darauf, dass auch (mindestens) der Vitamin-D- und der Parathormon-Spiegel gemessen wird und dein Arzt die Ergebnisse auch sorgfältig interpretiert. Ein niedriger Vitamin-D-Wert und hoher Parathormon-Spiegel ist ein Warnsignal!
Exkurs: Knochengesundheit
Wenn du das Gefühl hast, dass dein Zahn- und Knochenstoffwechsel problematisch ist und es möglicherweise familiäre Vorbelastungen gibt, solltest du über das Thema mit deinem AZ oder den andere behandelnden Ärzten sprechen und in Erwägung ziehen, ob für dich eine Knochendichtemessung sinnvoll wäre.
Ernährung
Beim Thema Essen, das ist ja mein Kerngebiet, kannst du folgende Dinge beachten (falls dir da etwas bekannt vorkommt: die Empfehlungen sind nicht viel anders als für Menschen mit normal großem Magen ;)):
- Wenig zuckerhaltige Lebensmittel und Getränke
- Iss Dinge, die du gut kauen musst (Gemüse und Obst auch mal roh, Vollkornprodukte)
Möglichst wenig „Grasen“
Ein ganz wichtiges Thema, bei dem wir in meiner Dranbleiben-Community auch ein Aha-Erlebnis hatten, war das „Grasen“. Das ist das Phänomen, immer wieder Kleinigkeiten zu essen und gar keine richtigen Mahlzeiten zu sich zu nehmen. Diese Kleinigkeiten sind häufig süße Snacks, was natürlich für die Zähne nicht gut ist. Das war vor der OP so, und das hat sich nach der OP nicht geändert. In diesem Artikel findest du mehr Tipps, wenn du zum Grasen neigst.
…und natürlich Mundhygiene
Natürlich macht es jetzt besonders viel Sinn, die Zähne regelmäßig und gründlich genug zu putzen, Zahnseide zu verwenden und auch die Zunge zu reinigen. Und spätestens jetzt, nachdem du bis hier gelesen hast, könntest du direkt mal im Kalender checken, wann du zum letzten Mal bei deiner Zahnärztin warst. Zweimal jährlich – schaffst du, stimmt´s?
Hast du Erfahrungen mit Zahnproblemen?
Schreib mir mal unten in die Kommentare, was deine Erfahrungen sind. Hast du seit deiner Magenverkleinerung und Zähnen Probleme oder kennst du jemanden? Oder hast du den ultimativen Zahn-Tipp?
Hallo Antje, ich habe mir von Anfang an Sorgen um meine Zähne gemacht, nicht um meine Haare 😉
Ich gehe schon immer, trotz Panik, regelmäßig zum Zahnarzt und habe keine große Probleme.
Ich nehme meine Vitamine, Eisen Calcium usw sehr gewissenhaft.
Vertrage vom Essen her alles. Op war am 14.10. bisher habe ich bei meine Zähne noch keine Veränderung bemerkt.
Hey, das liest sich so, dass du dich gut kümmerst und tust, was du kannst. Ich drück dir die Daumen, dass es dir und deinen Zähnen auch länger gut geht❣️