So genießt du den Urlaub auch nach der Adipositas-OP
Sommer, Sonne, Urlaubszeit….wie kannst du das eigentlich genießen, wenn du nach der Adipositas-OP ganz anderes essen musst als bisher? Meistens hat ja auch die schönste Zeit des Jahres einen eigenen Rhythmus. Ob du bisher Urlaube mit All Inclusive gemacht hast, in denen du den ganzen Tag über immer wieder leckere Kleinigkeiten gesnackt hast oder ob du im Ferienhaus abends mit allen einen Riesentopf Spaghetti verputzt hast – auch hier ist dein neuer Magen mit seinen speziellen Eigenschaften mit im Boot und du darfst ihn bei deinen Urlaubsplanungen mit berücksichtigen.
Ich habe mal in meiner Facebook-Gruppe und bei meinen Beratungen für Menschen nach der Magenverkleinerung gesammelt, welche kleineren und größeren Herausforderungen meine KlientInnen erlebt haben. Dabei habe ich 6 typische Fehler gefunden. Und natürlich auch die dazu passenden Berichtigungen. Damit du dich vorbereiten kannst und dein Urlaub auf jeder Ebenen ein Genuss wird.
1. Fehler: Du nimmst dir zu viel Essen auf den Teller
„Die Augen sind oft größer als der Mund“ – besonders am Buffet mit seiner Riesen-Auswahl fällt es oft schwer, nicht zu viel zu essen. Oder man greift beim Essen in Gesellschaft immer wieder nach einer Kleinigkeit, weil es so nett ist. Obwohl die meisten Operierten sehr schnell merken, wenn nichts mehr reinpasst, kommt es manchmal vor, dass du nach dem Essen feststellst: das war aber eigentlich mehr als mir gut tut.
So achtest du darauf, die richtige Menge zu finden
Wenn du noch keine Routine darin hast, wie viel Essen auf deinem Teller angemessen ist, finde ich die Joghurtbecher-Methode hilfreich: besorg dir einen leeren Joghurtbecher mit 150g Fassungsvermögen (ich finde die flachen mit ca. 7 cm Durchmesser dafür ganz gut) und halte ihn dir ganz real vor Augen: das ist die Portionsgröße, die für eine Mahlzeit als angemessen gilt. Wenn du kannst, üb zu Hause schon, danach erst einmal aufzuhören. Ganz praktisch hilft natürlich, einen kleinen Teller zu nehmen. Ob du es für dich angenehmer ist, dir vorzunehmen, nur einmal aufzufüllen und dir dabei das Beste auszusuchen oder ob du dir gezielt Miniportionen zum Probieren auffüllst und dann entscheidest, vom Leckersten eine kleine zweite Portion zu essen – probier es aus. Die Hauptsache ist, du überlegst es dir vorher.
Fehler 2: Du hast keine regelmäßigen Mahlzeiten
Morgens und Abends üppig tafeln und tagsüber unterwegs höchstens eine Kleinigkeit zu essen? Man sollte meinen, dass eine Ernährungsberaterin davon abrät. Tatsächlich kannst du den Urlaubsrhythmus, den viele lieben, mit ein paar Anpassungen auch mit der OP gut hinbekommen. Wenn du bisher wirklich zwischen Frühstück und Abendessen gar nichts gegessen hast, ist das natürlich schwierig, weil die großen Portionen von vorher gar nicht mehr in deinen Magen passen. Und das, was reinpasst, ist zu wenig ist, um den ganzen Tag vorzuhalten. Aber „tagsüber einen Kleinigkeit“ passt ja prima zu deinen neuen Magen.
So klappt „tagsüber eine Kleinigkeit“ am besten
In die Strandtasche oder den Wanderrucksack solltest du ganz selbstverständlich 1-2 Portionen eiweißreiche (im Sommer hitzerobuste) Snacks und eine große oder mehrere kleine Wasserflaschen einplanen. Erdnüsse, Snack-Kichererbsen (gibt es in orientalischen Lebensmittelmärkten), Trockenfleisch/Schinken oder einen Eiweißriegel kannst du je nach Urlaubsort direkt dort kaufen, wenn du eine Möglichkeit und Lust hast, zu kochen oder zu backen, sind Käsecracker, herzhafte Muffins oder Pfannkuchen eine Möglichkeit, etwas Gesundes in der Tasche zu haben. Ein paar Ideen dazu findest du in diesem Artikel.
Fehler 3: Du nimmst die Waage mit in den Urlaub
Wenn die Waage für dich ein wichtiges Hilfsmittel ist, kommst du vielleicht in Versuchung, sie in den Koffer zu packen. Schließlich ist ja im Urlaub alles anderes und es wäre ja blöd, wenn du alle Abnehm-Erfolge wieder auf´s Spiel setzt. Da ist tägliche Kontrolle dir besonders wichtig.
Das findest du absurd? Ehrlich gesagt habe ich auch noch nicht erlebt, dass jemand das tatsächlich gemacht hat. Aber in Gedanken gehen gaaaanz viele Operierte auch im Urlaub ständig auf die Waage. Wenn im Hotel oder in der Sauna eine steht: „mal eben schnell gucken…!“ Und wenn keine Waage in Reichweite ist, kenne ich ganz viele, die Angst haben, nach dem Urlaub wieder draufzusteigen und dann wieder mehr Kilos angezeigt zu bekommen.
So steigst du gedanklich von der Waage
Besonders vor dem ersten Urlaub nach der OP unsicher zu sein, wie sich das Gewicht entwickelt, wenn du ganz anders isst als im Alltag, ist normal. Und dass du in diesen 2 Wochen tatsächlich nicht abnimmst, kann passieren. Einige Gedanken zur Beruhigung bekommst du in meinen Blogartikel Nach dem Urlaub 3 kg mehr auf der Waage? Zum Thema Gewichtszunahme im Urlaub gelten für dich dieselben Prinzipien wie ohne OP.
Wenn du dir zum Thema Gewichtsstillstand allgemein Gedanken machst, kannst du dir im Artikel „Gewichtstillstand nach der Adipositas-OP“ einen Überblick verschaffen und eine Checkliste herunterladen.
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„Fehler“ 4: Du verträgst deine Lieblings-Snacks nicht mehr
Urlaub ist die Zeit im Jahr, in der auch sehr Gesundheitsbewusste nicht nur zum Gemüse greifen. Cremiges Softeis in Dänemark, die herrlichen riesigen fettgebackenen Krapfen am Strand in Griechenland, knusprige Pommes in Holland, ein schäumendes Bier in der Bar, quietschbunte Zuckerwatte….das darf dann doch mal sein!
Dabei können für Operierte zwei blöde Sachen passieren: die Portionen sind zu groß schaffen und/oder du verträgst die Leckereien nicht mehr. Da kann einem schonmal der Urlaubsspaß vergehen, wenn statt Genuss rausgeschmissenes Geld und Bauchweh dabei rauskommen.
So kannst du doch deinen Lieblings-Snack genießen
Der Genuss bei solchen Speisen entsteht oft mehr aus der Situation als aus der Tatsache, dass sie wirklich besonders lecker sind. Auch hier kannst du dir wieder deinen Kopf zu Hilfe holen: was macht das Besondere aus? Und wie kannst du dieses Besondere erleben, auch wenn es nicht die Riesenportion (setz hier den Namen deines Lieblings-Snacks ein ;)) ist?
Wenn es eine besondere Speise im Restaurant ist: du kannst dir jederzeit einpacken lassen, was du nicht schaffst. Wenn du nicht allein unterwegs bist, ist teilen das Zauberwort: ein Spaghettieis zu zweit erlaubt dir, den Geschmack zu genießen, ohne dich zu überessen. Oder wenn du weißt, dass sogar eine Kugel Eis mehr ist, als dir gut tut: du darfst jederzeit den Rest weitergeben oder liegenlassen. Falls du es noch von früher gewohnt bist, nichts wegzuschmeißen: Ich bin mir sicher, dass du das nicht leichtfertig und täglich machst, sondern um dir mit deine speziellen Magen-Voraussetzungen eine leckere Erfahrung zu ermöglichen.
Wenn deine OP erst vor kurzem war und du noch keine Erfahrung mit z.B. der Wirkung von Alkohol, Kohlensäure oder etwas sehr Süßem hast, kannst du zu Hause schonmal mit einem kleinen Schluck oder Bissen testen, wie du darauf reagierst.
Wenn du dich eher gewissenhaft an deine vorgeschlagenen Lebensmittel halten möchtest und im Restaurant und Café entsprechend auswählst, hilft es dir vielleicht, die Freude auf darüber, in entspannter Atmosphäre deine freie Zeit zu genießen, das jetzt mit einem neuen Lieblingsgericht zu verknüpfen.
Fehler 5: Du vergisst zu essen und zu trinken
Während ich diesen Artikel schreibe, rollt eine Hitzewelle über uns hinweg, die vielen Menschen den Appetit nimmt. Und wenn deine OP noch nicht lange her ist, hast du vielleicht sowieso oft das Gefühl, nicht hungrig zu sein. Das wird noch dadurch verstärkt, dass du im Urlaub mit so vielen anderen Eindrücken beschäftigt bist, dass die Aufmerksamkeit nicht mehr dafür reicht, Hunger wahrzunehmen. Dann kann es ganz schnell passieren, dass du wirklich zu wenig isst. Auch beim trinken kann es leicht passieren, dass es zu wenig wird.
So denkst du daran, zu essen
Es muss nicht viel sein. Es muss keine warme Mahlzeit sein. Aber auch hier gilt wieder: mit einigen wenigen Vorbereitungen sorgst du ganz einfach dafür, dass dein Körper mit der Hitze besser zurecht kommt:
Hier kommen Joghurt-, (Butter-)Milch- oder Quark-Drinks oder Gemüse-Kaltschalen zu ihrem Star-Auftritt. Wenn du auch im Urlaub dein Eiweiß-Pulver dabei hast, kannst du dir ohne großen Aufwand einen Shake machen. Wenn du in die Eisdiele gehst, kannst du darum bitten, einen Milch-Mix mit Obst pur zu bekommen. oder nimmst nach der „Lieblingsspeisen-Regel“ von oben: 1 Kugel Eis mit Milch gemixt. Und in Ausnahmefällen ist auch mal das leckere Stück Wassermelone oder Pfirsich solo in Ordnung. Dazu einige Erdnüsse oder Käse-Cracker – schon ist deine Mahlzeit fertig. Und wer weiß, vielleicht bist du mit deinen neuen Voraussetzungen ja sogar besser für den Abend gewappnet als deine Mitmenschen, die nach den Mini-Portionen tagsüber dann einen Riesen-Hunger haben?
Fehler 6: Du verfällst ins Grasen
Das ist quasi das Gegenteil des letzten Fehlers. Manchmal führt die unbewusste Sorge, nicht genug zu essen zu bekommen, dazu, ständig in ein Schüsselchen oder eine Dose mit den Vorräten zu greifen. Die klassische Situationen, in denen das leicht passiert, sind lange Autofahrten, Strandnachmittage oder ruhige Zeiten mit einem Buch auf der Liege oder dem Sofa.
So hältst du deine Ess-Pausen ein
Auch hier hilft wieder, sich bewusst zu machen, was du tust. Und dann zu entscheiden, ob dir das jetzt gut tut. Wenn du dann beschließt, das das jetzt okay ist, neben dem Lesen oder beim Autofahren zu essen: portioniere dir dein Essen. Eine Hand voll geschnittenes Obst und Käsewürfel sind eine prima Mahlzeit. Und wenn du das dann auch „Mahlzeit“ nennest und für dich klar ist, dass danach erstmal Ess-Pause ist, bist du aus dem „Grasen“ ausgestiegen. Falls du (was ich z.B. bei langen anstrengenden Autofahrten gut verstehen kann) zur Beruhigung gern etwas kaust, kann auch ein Kaugummi hilfreich sein.
Welche Erfahrungen hast du mit Essen im Urlaub gemacht?
Ich hoffe, du kannst die Tipps für einen entspannten Urlaub auch nach der Magenverkleinerung gut in deine Urlaubsplanung einbauen.
Hast du mit einem anderen „Urlaubs-Ess-Trick“ gute Erfahrungen gemacht? Dann lass mich gern in den Kommentaren wissen, was dir zu einem entspannten Urlaub nach deiner Adipositas-OP verholfen hat!
Oder wenn du dich direkt mit mir und anderen Operierten austauschen möchtest, komm gern in meine Facebook-Gruppe „Adipositas-OP – mein Weg“. Sehen wir uns dort?
Wo auch immer du ihn verbringst: ich wünsche dir einen wunderbaren Urlaub!