„Gibt es bei Wasser eigentlich ein zu verzehrende Höchstmenge? Ich will ja nix kaputt trinken!“ Diese Frage kam letzte Woche von einer Teilnehmerin in meiner Facebook-Gruppe, die erst vor Kurzem ihre Adipositas-OP hatte. Zwar hatte sie die Frage mit einigen Zwinker-Smilies gestellt. Also vermutlich hatte sie nicht sooo viel Angst, sich tatsächlich zu schaden – aber berechtigt fand ich die Frage doch. Schließlich höre ich viel häufiger von frisch Operierten, dass sie Problem haben, überhaupt auf die Menge zu kommen mit dem neuen, verkleinerten Magen.

 

 

4 Liter Wasser pro Tag nach Adipositas-OP – ist das normal?

Ob 4 Liter, besonders recht kurz nach der OP, normal ist, musste ich erstmal recherchieren. Falls du dich also auch wunderst, dass du sooo viel trinken kannst im Moment, gibt es für dich jetzt hoffentlich eine Beruhigung – und wenn es dir damit schlecht gehen sollte, einige Kriterien, wie du ein gutes Trink-Maß findest.

 

 

Darum solltest du mehr Wasser trinken als vor der OP

Was die Beurteilung von Wassermangel oder -überschuss nach einer Adipositas-OP etwas schwierig macht, ist die Tatsache, dass du ja im Vergleich zu „normalen“ Essenportionen deutlich weniger isst. Damit stimmt die Faustregel nicht mehr, dass etwas die Hälfte deines Flüssigkeitsbedarfs über das Essen abgedeckt wird. Besonders in den ersten Wochen nach der OP sind es oft nur wenige Esslöffel voll, die du pro Mahlzeit essen kannst. Deshalb ist es grundsätzlich gut, wenn du es schaffst, mehr zu trinken als die Standard-Empfehlung von 1,5-2 Litern*. Aber wahrscheinlich hast du schon gemerkt, dass du noch ein paar mehr Dinge berücksichtigen solltest.  

 

So planst du deine Trinkmenge

Mit diesen Faustregeln legst du schonmal eine guten Grundstein für ein gutes Getränke-Maß. Die ersten beiden Punkte schützen übrigens die meisten Operierten schon fast automatisch davor, zu viel zu trinken.

  • ich esse 4-5 Mal am Tag und mache ca. 30 Minuten vorher und hinterher Trinkpause (das macht schonmal ca. 5 Stunden, in denen du nichts trinkst)
  • ich schlafe mindestens 6, besser 7-8 Sunden und trinke nachts wenig/nichts (weitere 7 Stunden ohne Getränk)
  • ich achte beim Essen darauf, dass auch meine Speisen Flüssigkeit enthalten
  • ich achte darauf, nicht zu lange Trinkpausen zu machen. „Druckbetankung“ klappt meistens nicht mehr mit dem kleinen Magen.

Wenn wir jetzt rein mathematisch einen Trinkbedarf von 3 Litern am Tag (das ist die empfohlene, zugegeben sehr pauschale Menge, die für heiße Tage empfohlen wird*) auf 12 Stunden verteilen, kommst du also theoretisch schon mit einer stündlichen Wassermenge von 0,25 Liter pro Stunde auf den Mindestbedarf. Bei 4 Litern sind es 0,33 Liter pro Stunde. Falls du seltener isst oder kürzer oder länger schläfst, verändern sich die Zeiten und Mengen natürlich. Oder wenn es Situationen gibt, in denen du nicht ohne weiteres trinken kannst. Es ist also sehr individuell, wie viel du tatsächlich leicht schaffst.

 

 

Hab immer eine Flasche dabei!

Praktisch heißt das für die meisten meiner Klient/innen: ich habe immer eine Wasserflasche dabei und fülle sie auch immer mal wieder auf. Natürlich ist es besonders bei heißem Wetter schön, wenn du außer Wasser pur noch ein paar andere Varianten zur Verfügung hast, um den Geschmack ein bißchen aufzupeppen. Mit Früchten aromatisiertes Wasesr, kalt aufgießbare Tees oder wenn du magst, natürlich auch die abgekühlten Klassiker Pfefferminz-, Kräuter- oder Fürchtete sin die Varianten für die Puristen. Wer es ein bißchen süß braucht, kann mit einem Spritzer zuckerfreien Sirup oder Pulver Pepp in die Flasche bringen. (Wenn du übrigens mehr zum Thema Kohlensäure wissen willst: hier geht´s zum Blogartikel)

 

 

Das sind die Alamzeichen für zu viel Wasser

Aber was ist jetzt mit zu viel Wasser? Kann man wirklich zu viel trinken? Ja, man kann, aber es passiert nur sehr selten. Die Berichte, die durch die Presse gehen, beziehen sich meistens Sportler, die bei Wettkämpfen aus Sorge vor Dehydrierung zu viel trinken und so ihren Elektrolyt-Haushalt aus dem Gleichgewicht bringen. Oder auf Menschen, die in sehr kurzer Zeit 4-6 Liter Wasser trinken. Das kann tatsächlich tödlich enden. Aber eben nur in solchen Extremfällen. Un wenn du eine Nieren- oder Herzerkrankung hast, gehe ich sowieso davon aus, dass du deine Trinkmenge mit deinem Arzt/deiner Ärztin besprichst. Die Symptome einer „Wasservergiftung“ sind leider sehr ähnlich wie die, die auch entstehen können, wenn du zu wenig trinkst. Und sie sind so unspezifisch, dass sie auch alles mögliche andere bedeuten können. Wenn sich dein Körper kurz nach der Adipositas-OP sowieso in Aufruhr befindet, ist es gut, „zu viel trinken“ als eine mögliche Ursache im Kopf zu haben. Fazit: erst wenn du weit mehr als 5 Liter trinkst und die folgenden Probleme bekommst, können diese Symptome ein Alarmzeichen für zu viel Wasser sein:

  • starke Kopfschmerzen
  • Übelkeit, obwohl du ausreichend und das Richtige gegessen hast
  • Schwindel oder
  • Benommenheit, Müdigkeit

Dann trink bitte nicht weiter!

 

 

Flüssigkeit und Salz: gut bei Hitze

Das kannst du tun, wenn du Wenn du merkst, dass du mehr trinken musst und sicher sein willst, dass du deinen Elektrolythaushalt im Gleichgewicht hältst, kannst du folgendes überprüfen/versuchen

  • dafür sorgen, dass du unnötiges Schwitzen vermeidest ( Sport nur, wenn es kühl genug ist, mittags im Schatten bleiben)
  • Wasser mit höherem Natriumgehalt zu trinken. Mineralwasser mit unter 100 mg Natrium/Liter reichen da nicht aus!*
  • salzige Kaltschalen essen, z.B. Gazpacho, kalte Erbsensuppe oder Getränke wie Ayran (Joghurt mit Wasser und Salz)

Wenn du dich mit mir und anderen Operierten austauschen willst und eine wirklich persönliche Antwort auf deine Ernährungs- und Dranbleibfragen bekommen willst, lade ich dich herzlich in meine Facebook-Gruppe eine. Ab und zu finden dort auch Live-Talk-Runden statt, in denen wir uns per Videotelefonie treffen.  Hier kommst du in die Gruppe (dafür ist einFacebook-Konto erforderlich). Ich hoffe, das du mit diesen Tipps  mehr Sicherheit oder eine gute Erinnerungshilfe bekommst, wie du auch nach deiner Adipositas-OP das richtige Trink-Maß findest und schließe für heute mit „Prost“ (lateinisch „möge es nützen“)! Herzliche Grüße, Deine Antje *Alle Tipps hier im Blogartikel können natürlich nicht deine spezielle Situation berücksichtigen. Wenn du z.B. Medikamente nehmen musst, die deinen Wasserhaushalt beeinflussen, sprich bitte unbedingt mit deinem Arzt/deiner Ärztin! Wenn du sehr groß oder sehr klein bist, passen Durchschnittswerte für Dich wahrscheinlich nur so ganz ungefähr.