…und wie du dich überzeugst, dass du diesmal nicht wieder dick wirst
Nach der OP purzeln die Kilos. Und wehe, wenn nicht. Das Thema Gewichtsstillstand ist für viele ein echtes Angst-Thema. Und wie so oft, wenn Angst im Spiel ist, reagierst du dann nicht mehr vernünftig. Oft bemerkst du nicht mal, dass du Angst hast. Deine Gedanken machen sich selbständig und du hast das Gefühl, ALLES falsch zu machen. Sorgst dich, niemals ein gesundes Gewicht zu erreichen. Und wenn die Zahl auf der Waage sogar mehr anzeigt als gestern, siehst du dich schon wieder „dick für immer“.
In diesem Artikel geht es mal nicht um die rationalen Dinge – was ein Gewichtsstillstand überhaupt ist, woran es liegen kann, dass du im Moment nicht abnimmst (das kannst du hier nachlesen) und was du in Puncto Essen tun kannst, um die Gewichtsabnahme wieder anzuschubsen. Dazu habe ich hier etwas geschrieben.
Gewichts-Panik ist unabhängig von dem, was du erreicht hast
Wenn jemand, der mit Adipositas und den entsprechenden Operationen nicht zu tun hat, die Aussagen lesen würde, die ich täglich in meiner Facebook-Timeline finde, kannst du mit ziemlich wenig Verständnis rechnen. Wenn eine, die nach Jahren und Jahrzehnten mit starkem Übergewicht endlich die 20- (oder 30- und später auch die 40-) Kilo-Marke geknackt hat, ist es auf den ersten Blick schwer nachzuvollziehen, dass ein Stillstand so heftige Reaktionen auslöst. Ich bitte manchmal Kursteilnehmerinnen, das Gewicht, das sie seit der OP abgenommen haben, in Form von Wasserflaschen, Mehl- oder Reistüten in einen Korb oder Rucksack zu packen und damit eine Treppe hochzusteigen. Gerade letzte Woche haben wir herzhaft gelacht, als eine mir antwortete: „Was – nee, mach ich nicht. Ich schlepp doch keine 20 Kilo zwei Stockwerke hoch, das ist mir viel zu schwer.“ Rein sachlich hast du also höchstwahrscheinlich mehr erreicht als jemals zuvor.
Auch einige Kilo Wiederzunahme sind normal
Auch wenn du dein Zielgewicht schon erreicht hattest und jetzt wieder 3-4 kg zugenommen hast, ist das rein sachlich und statistisch eher normal als besorgniserregend. Die Kurve, die bei ganz vielen nach der Adipositas-OP im ersten Jahr kontinuierlich nach unten geht, steigt danach ein wenig wieder an. Es muss also etwas anderes sein, dass diese Sorge triggert.
an positive Erlebnisse erinnern wir uns nur langsam
Neulich haben wir im Dranbleiben-Kurs bei einer Übung dazu gemacht, die Angst-Gedanken, die dann auftauchen, mal unter die Lupe zu nehmen. Als wir uns darüber unterhielten, wo sie herkommen, ist uns etwas aufgefallen, das sehr gut erklärt. Wenn du dich an deine vielen Versuche erinnerst, endlich dauerhaft abzunehmen, hast du vermutlich weniger die Phasen im Kopf, in denen es gut geklappt hat. Klar, mit etwas Überlegen sind die Erfolge schon präsent, aber es braucht eine richtig aktive Gedächtnis-Leistung.
Wenn du dir mal vor Augen führen willst, was du alles schon gut machst, lade dir doch einfach die Checkliste Gewichtsstillstand herunter:
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Der Stillstand weckt unangenehme Erinnerungen – blitzschnell
Unangenehme Erinnerungen aktivieren sich im Gegensatz dazu in Sekundenbruchteilen. Der Stillstands-Moment auf der Waage triggert die Erfahrungen, die nach den anfänglichen Diät-Erfolgen kamen. Das wieder steigende Gewicht hat eine Gefühls-Spur hinterlassen. Das Gefühl von Versagen, von „es ist egal, was ich tue, ich schaffe es nicht“. Wieder und wieder. Wenn nach wirklich jeder erfolgreichen Gewichts-Abnahme in deinem Leben es nicht die Frage war, ob das Gewicht wieder steigt, sondern es nur eine Frage der Zeit war, klingeln die unbewussten (!) Alarmglocken. Und lösen eine Art Schock-Starre im Gehirn aus.
Fehlschaltung im Gehirn
Das geht manchmal so weit, dass dein Gehirn diese negativen Erfahrungen mit dem Abnehmen verallgemeinert, sie quasi auf den Rest deines Lebens überträgt. Nicht abzunehmen ist nicht einfach nur eine Erfahrung, die du (einmal oder mehrmals) gemacht hast, sondern es fühlt sich an, als wäre es deine Identität, deine Persönlichkeit. Das geht sogar so weit, dass im Körper bestimmte Automatiken ablaufen. Du bist die Frau, die nie dauerhaft abnimmt (oder der Mann). Und nichts und niemand kann dir helfen. So war es bisher. Diese Überzeugung scheint immer wieder durch, wenn du auf die Waage steigst und nicht die gewünschte Abnahme siehst. Und die unterschwellige Angst lähmt deine Fähigkeit, klar zu denken.
In Moment, wenn du auf der Waage stehst, kannst du ja aktiv nichts tun. Und mit der Hilflosigkeit in Kombination mit dem beschämten Gefühl von „ich bin ja sowieso eine Versagerin“ passiert oft das, was Michael Wirtz in seinem Blog beschrieben hat: du nimmst es als unveränderbar hin, dass du wieder zunimmst und kümmerst dich nicht darum, dir Unterstützung zu holen.
Du bist keine Drama-Queen!
So weit, so aufschlussreich. Ich finde den Gedanken sehr erleichternd, dass es nicht daran liegt, dass du zu blöd, zu faul, zu undiszipliniert bist. Du bist keine Drama-Queen – sondern jemand, die von der chronischen Erkrankung Adipositas betroffen ist und die mehrere Male in deinem Leben eine unschöne Erfahrung mit ihrem Gewicht gemacht hat. Und du hast einfach noch nicht die sichere Erfahrung gemacht, dass sich dein Gewicht zuverlässig weiter nach unten bewegt -oder nur in einem überschaubaren, immer noch gesunden Bereich wieder steigt (wie es nach Adipositas-OPs ganz normal ist). Und dass du dir Unterstützung holen darfst. Du darfst bei deinen Nachsogerterminen im Adipositas-Zentrum und bei deiner Hausärztin zugeben, dass du weiter „Anwendungshilfe“ für das Hilfsmittel Adipositas-OP brauchst. Glaub mir, sowohl in deiner Selbsthilfegruppe als auch bei deinen Ernährungberaterinnen und Bewegungs-Coaches bist du nicht die erste mit dem Problem „Gewichtsstillstand“ oder Wiederzunahme.
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Selbsterkenntnis ist der erste Schritt…
Immer wenn ich Blogartikel lese, die nur erklären, warum es ein Problem gibt, aber keine einzige Lösungsidee aufzeigen, werde ich ein bißchen ungeduldig. Schön und gut, es zu verstehen, aber ich will mehr – ich will eine Lösung. Aber gibt es die in diesem Fall überhaupt? Wenn du nunmal so bist, wie du bist….
…zur Besserung der Gewichts-Panik!
Das Sprichwort passt ganz gut. Es ist natürlich vermessen, von einem Blogartikel die Lösung eines lebenslang aufgebauten Problems zu verlangen. Und doch bin ich überzeugt, dass du mit deiner Erkenntnis eine Grundlage hast, etwas zu verändern. Und wie du bestimmt schon hunderte von Malen gehört hast: Veränderung geht in ganz kleinen Schritten.
Früher hat man gedacht, dass Persönlichkeitsmerkmale und Denkmuster im Gehirn festgeschrieben sind. Aber mittlerweile ist die Forschung schon viel weiter. Ich bin mittlerweile ein großer Fan von wissenschaftlichen Modellen, die davon ausgehen, dass wir aktiv unser Denken und Fühlen verändern können.
Zwei Übungen, um aus der Gewichts-Panik auszusteigen
Ich möchte dir zwei Möglichkeiten vorstellen, die du schnell anwenden kannst. Sie sind beide nicht die Lösung. Sie sind zwei Puzzlesteine, die dir zeigen: ich kann handeln. Und ich kann aus eigener Kraft dafür sorgen, dass es mir besser geht. Hier sind sie:
Übung 1: Nimm dich selbst in den Arm!
Bevor ich dir weiter unten eine Übung vorstelle, um deine Gedanken aktiv zu verändern, lade ich dich zu etwas ganz Einfachem ein.
Nimm dich mal selber in den Arm (ja, das geht sogar in so kontaktarmen Zeiten wie im Corona-Lockdown 2020/21). Nimm deine Arme und wickel sie um dich. So wie es sich gut anfühlt, an den Schultern, um den Bauch oder du kuschelst dich in eine Decke. Halte das ein paar Minuten, atme ruhig und tief und schicke liebevolle Gedanken an die unangenehmen Erfahrungen. Damit erinnerst du dich daran, dass du hier und heute in Sicherheit bist. Diese „Information“ beruhigt dein Nervensystem und du kannst wieder klarer denken.
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Danach hast du bestimmt schon wieder ein bißchen mehr Energie, um aktiv zu werden. Es ist nämlich nicht so, dass du „einfach nur“ beschließen musst, heute jemand anders zu sein, und dann sofort anders denkst und fühlst als bisher. Du wirst noch nicht mit dem ersten Versuch „die Frau, die locker abnimmt“. Es ist ein Lernprozess, der deine Gedanken- und Gefühls- Möglichkeiten erweitert. In diesem Fall mit einer Idee, für die du in einer Übung „Beweise“ suchst.
Übung 2: Selbstzweifel entkräften
Wenn also beim nächsten Mal ein richtiges Sch***-Gefühl in dir auftaucht, weil DU nicht genug abgenommen hast oder du den Gedanken hast, dass das alles ja gar keine Leistung ist, nimm dir bitte ein Blatt Papier und 5 Minuten Zeit.
Schreib auf, was du im Zusammenhang mit dem Abnehmen, der OP, der Ernährungsumstellung erreicht hast. „Ich habe xyz erreicht/geschafft, weil ICH….“
Und dann schreibst du 5 Minuten lang auf, was DU für diesen Erfolg getan, gefühlt, ausgehalten, gedacht…hast. Nicht irgendwer anders. Du. Und hör nicht eher auf, bis die 5
Minuten vorbei sind. Wenn du denkst, dir fällt nichts ein, stell dir vor, dass du eine Prüferin von dir überzeugen musst für den Job deines Lebens.
Die Idee für diese Übung habe ich übrigens hier gefunden und sie heißt wörtlich übersetzt „Übung gegen Selbstzweifel“.https://www.nicabm.com/an-exercise-to-challenge-self-doubt/
Dranbleiben – in der Gruppe ist es leichter
Ganz ehrlich: ich bin selber einerseits immer wieder geflashed, wie viel solche Übungen bewirken. Andererseits kenne ich es sowohl von meinen KlientInnnen als auch von mir selber: allein fehlt mir oft der Pepp, sie wirklcih zu machen. Für mich ist es Gold wert, wenn ich sie in einer geschützten Gruppe unter Anleitung mache. Und oft gehen die Erkenntnisse und die Veränderungen dann noch tiefer. Jede Menge Aha-Momente und danach wird so Vieles leichter….Möchtest du das auch? Genau für Menschen wie dich habe ich die Community „Dranbleiben – entspannt essen bei Adipositas-OP“ entwickelt. Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, findest du hier mehr über die Inhalte und kannst dich in die unverbindliche Warteliste eintragen.
Was bewirkt die Übung?
Das würde ich dir am liebsten gar nicht verraten, damit du es wirklich ausprobierst ;). Die Idee ist ganz pauschal, dass du dein Vertrauen in dich selber stärkst. Indem du dein Gehirn herausforderst, mal zu formulieren, was du (nicht die OP, nicht deine SHG, nicht deine Ernährungsberaterin, sondern DU) schon alles getan und erreicht hast.
Hier eine kleine Liste der tollen Möglichkeiten, was passieren könnte:
• du erkennst, was DU schon alles getan hast, um gut für dich und dein Gewicht zu sorgen
• du merkst, dass „die, die nie dauerhaft abnimmt“ eine Person aus deiner Vergangenheit ist – und du heute nach deiner Magenverkleinerung ganz andere Hilfsmittel hast.
• Du freust dich über das, was du schon geschafft hast.
• Deine Selbstzweifel werden kleiner.
• Du merkst, dass du deine Gedanken aktiv beeinflussen kannst.
• Du fühlst dich leichter ums Herz….
Was noch? Wenn du es getestet hast, schreib mir doch mal in die Kommentare, was sich in deinen Gedanken und Gefühlen verändert hat!
Ich wünsche dir von Herzen den Schwung (und Mut), diese Übung auszuprobieren.
Deine Antje
Ich bin so ein fall,habe 30 kg abgenommen und ich steh seit Monaten ich bin verzweifelt und unglücklich,ich weiß einfach nicht weiter
Vielen Dank für den ausführlichen Bericht hier, auch ich finde mich darin wieder, ich leide seit gut 2008 an Lip-/Lyphödemen in den Beinen von Beginn Fuß bis Beginn Hüfte, nach mehreren Unterleib-OP´s wegen Endometriose, von Geburt an habe ich eine Gehbehinderung kurz ICP genannt. Seit Okt. 2018 habe ich einen Schlauchmagen und gute 52kg verloren. Aktuell steht mein Gewicht seit einigen Wochen, auch weil ich in den letzten Wochen dank Corona, keine Lymphdrainage in meiner Praxis bekam und ich aktuell auch das Gefühl habe, das mein Lipödem, linkes Bein, besonders der Oberschenkel wieder nen Schub macht. Ich selbst bin 52 J. jung. Bin sehr froh, einen Schlauchmagen zu haben, sehe mich im Artikel wieder, da ich auch so ne Panik-Queen bin, wenn das Gewicht wieder etwas steigt oder Stillstand auf der Waage herrscht. An Online-Meetings bezüglich der Selbsthilfegruppe in Heidelberg-Baden Württemberg, nehme ich teil. LG Claudia